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Bocas del Toro, Panama, Mai 2018

Bocas del Toro war das letzte Ziel unserer Panama Reise. Wir hatten überhaupt keine Erwartungen an Bocas del Toro, denn alle unsere Erwartungen wurden von Ort zu Ort in Panama übertroffen und wir dachten jetzt kann es nicht noch besser werden. Doch das wurde es.

Bocas del Toro ist eine Inselgruppe und ein beliebtes Reiseziel bei Panama Urlaubern. Das Inselarchipel liegt an der Grenze zu Costa Rica und ist ein Paradies für Wassersportliebhaber, eignet sich jedoch auch hervorragend für einen entspannten Strandurlaub. Die karibische Architektur der Häuser in Bocas del Toro sowie die freundliche Art der Einheimischen verwandeln den Ort in ein einzigartiges Urlaubsparadies.

Strand_Bocas del Toro_Panama

Das Highlight unseres Aufenthalts in Bocas del Toro war aber nicht der Strand, die schöne Landschaft oder die Natur. Das alles war auch faszinierend. Doch was uns heute noch kaum los lässt, ist der Besuch des indigenen Volks der Ngöbe Bugle auf einer der vielen Inseln in Bocas del Toro. Wieso uns der Aufenthalt bis heute so bewegt, berichten wir euch.

Wir brachen morgens mit unserer deutschsprachigen Reiseleiterin Miriam zur nächsten Insel auf. Nach einer kurzen Fahrtzeit über das karibische Meer erreichten wir den Steg.

Ausflug_Bocas del Toro_Panama

Empfangen wurden wir von Damaris, einer der Frauen des indigenen Dorfs der Ngobé Bugle. Seit 1997 leben die Ngobe Bugle, oder auf spanisch Ngäbe Buglé, auf einem eigenen Territorium. Ihre Comarca, das autonome Gebiet, erstreckt sich bis nach Costa Rica. Viele leben als Selbstversorger, von der Landwirtschaft und ein kleiner Teil vom Tourismus. Im Hinterland sind wir an vielen einfachen Holz- oder gar Wellblechhütten vorbeigefahren.

Überall auf den Straßen durch die Comarca Ngäbe Bugle, sind wir Frauen des indigenen Volks mit traditioneller Kleidung begegnet. Die Kleider der Frauen sind sehr bunt und haben Verzierungen.

Kleine Runde durchs Dorf

Unsere Tour begann mit einem kurzen Rundgang durchs Dorf. Unsere Reiseleiterin Miriam hat die Ausflüge zum Dorf der Ngobe Bugle ins Leben gerufen, um das Dorf mit den Einnahmen aus dem Tourismus zu unterstützen. Miriam ist bei den Bewohnern bekannt. Sie sind sehr offen und ganz anders als die Kunas, die wir auf den San Blas Inseln kennengelernt haben. Einige winken uns zu und insbesondere die Kinder sind sehr neugierig. Doch gerade ist Unterricht, da wollen wir nicht stören und laufen ganz unauffällig am Klassenzimmer vorbei. Die Kinder bekommen auch Englischunterricht, die Lehrer reisen dafür von den anderen Inseln an.

Ngobe_PanamaKlassenzimmer_Panama

Miriam zeigt uns verschiedene Pflanzen von denen sich die Einheimischen ernähren, einige Häuser und „Gärten“ sowie den Fussballplatz des Dorfes.

Kokosbrot backen

Indigenes Dorf_Panama

Im Anschluss sind wir eingeladen den Frauen des Dorfes zuzusehen wie sie das traditionelle Kokosbrot backen. Normalerweiße wird das Brot im Haus der Gemeinschaftsküche gebacken, doch das ist leider abgebrannt.

Daher backen wir das Brot zusammen in der Küche einer Familie. Schritt für Schritt zeigt uns Damaris wie sie aus einer Kokosnuss, etwas Mehl und Wasser Kokosbrot herstellt. Wir sind ganz fasziniert und werden während dessen von den anderen Familienmitgliedern mit neugierigen Augen angesehen.

Panamareise_Ausflug_NgobePanama_Ausflug_authentisch_Ngobe

Einfacher_Ofen_PanamaPanama_Ngobe_Kokosbrot

Die Hauptattraktion des Tages ist  unser kleiner Sohn, der die kleinen und großen Herzen höher schlagen lässt. Ohne Angst und ohne die gemeinsame Sprache zu kennen, fangen die Kinder an miteinander zu spielen. Es ist egal, dass das Kleid des Indianermädchens Löcher hat und etwas schmutzig ist. Es ist auch egal, dass die Kinder eine andere Hautfarbe haben. Genauso egal ist es, dass die Familie in sehr einfachen Verhältnissen lebt.

Für uns ist so ein Leben unvorstellbar – in einer Holzhütte zu leben, Kokosnüsse mit Macheten zu öffnen, den Herd mit Plastikmüll zu befeuern oder keine Toilette zu haben.Daher frage ich Miriam, ob die Dorfbewohner glücklich sind. Und sie sagt sofort ja. Nach einer weiteren halben Stunde in der Hütte verstehe ich auch warum. Die Menschen dort sind glücklich, weil sie gesund sind, weil ihre Kinder in eine Schule gehen können und weil sie das wichtigste um sich haben, ihre Familie. Dort spielt es keine Rolle, wer das schnellste Auto hat, das modernste Küchengerät oder das neuste Karohemd.

Ausflug_Bocas_Ngobe

Während das Brot auf dem Herd gebacken wird, werden alle mit selbstgemachten Eis versorgt, auch unser Sohn. Alle sind gleich, die Süßigkeiten werden geteilt, das Brot, das Eis. Mir war das richtig unangenehm. Ich bin innerlich fast im Boden versunken und ich habe erst versucht, die Süßigkeiten abzulehnen. Nicht weil mich der darin enthaltene Zucker gestört hat. Nein, weil ich wusste, dass die Familie so wenig hat und jetzt auch noch ihr Essen mit uns teilt. Aber die Freude in den Augen der Familie war so groß als sie uns auch etwas geben konnten.

traditioneller Kakao_Panama

 

Nachdem das Kokosbrot fertig war, durften wir auch noch den frisch aufgesetzten Kakao probieren. Der wurde nicht wie bei uns mit Milch, sondern ganz einfach mit Wasser zubereitet. Schmeckt anders, aber köstlich.

 

 

Herstellung Chacara Taschen

Weiter ging es in ein anderes Haus, in dem uns die Frauen zeigten wie aus Naturfasern Taschen hergestellt werden, die sog. Chacara Taschen. Die Herstellung der Taschen ist eine weitere Einkommensquelle für die Ngobe Bugle. Zuerst werden Fäden einer Pflanze abgezogen, getrocknet und gekämmt. Mit einer bestimmten Technik werden die Fäden dann geknüpft und zu Taschen weiterverabeitet. Manchmal haben die indigenen Frauen auf der Insel in Bocas del Toro auch schon Plastik upgecycled und daraus Chacara Taschen hergestellt.

Wie genau die Herstellung der traditionellen Chacara Taschen aussieht, erfahrt ihr in diesem Video.

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Während wir die einzelnen Schritte der Produktion der Chacara Taschen kennenlernten, spielten die Kinder immer vertrauter. Neben den Chacara Taschen wird auch Schmuck und weitere kleine Accesoires in Handarbeit hergestellt.

Nachdem wir eine Chacara Tasche erworben haben, wurden wir auf dem Weg zum Steg von unseren ganzen kleinen Freunden begleitet. Als wir abfuhren haben sie uns vor Freude zugejubelt, dass mir und ich glaube auch Miriam die Tränen kamen. Mit solcher einer Herzlichkeit und Wärme wurden wir bisher noch nirgends auf der Welt empfangen.

Toilette für Indigenendorf

Wir waren noch den ganzen Tag mit Miriam auf den Inseln unterwegs und immer wieder haben wir uns über das kleine Dorf unterhalten. Die größten Probleme sind einerseits das angeschwemmte Plastik und andererseits die nicht vorhandene Toilette.

Miriam setzt sich schon seit einiger Zeit für eine neue Toilette ein, denn so könnte der Aufenthalt im Dorf auch für Touristen anders gestaltet werden. Aktuell kann immer nur ein kurzer Stopp eingeplant werden, da keine Toilette vorhanden ist. Daher hat Miriam den Dorfbewohnern versprochen gemeinsam mit ihnen eine richtige Toilette zu bauen. Allerdings scheiterte das Projekt bisher an der Finanzierung. Wir hatten bereits in Panama zugesichert, dass wir einen Beitrag zur Toilette spenden werden. Doch mit einer Anzeige zu einem Spendenaufruf, kam mir schließlich die Idee einfach selbst eine Spendenkampagne zu starten und Miriam beim Bau der Toilette zu unterstützen.

Denn so haben die Einwohner nicht nur ein hygienischeres zu Hause, so können auch mehr Besucher das Dorf besuchen. Denn aktuell ist der Besuch nicht für jeden geeignet. Es empfängt einen die Realität Bocas del Toros und nicht das schön sanierte und neugebaute Bocas del Toro. Genau das wollten wir auch, einen authentischen Einblick in die Kultur und Lebensweise der Einheimischen. Dass wir dazu die Chance hatten und jetzt auch einen kleinen Beitrag zu einem schöneren Dorf beitragen können, freut uns umso mehr.

Wer auch einen kleinen Beitrag zu der Toilette für die Ngobe Bugle Indigenen beitragen möchte, findet hier die Kampagne:

Es muss keine große Summe sein, jeder Euro ist hilfreich.

Wir halten euch auf dem Laufenden wie es im Dorf weitergeht und wie der Bau der Toilette vorankommt.

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